Bones and All Filmkritik
Bones and All, unter der Regie von Luca Guadagnino, ist ein gewagter und unkonventioneller Film, der Romantik, Horror und Coming-of-Age-Drama miteinander verbindet.
Mit Timothée Chalamet und Taylor Russell in den Hauptrollen erkundet der Film Liebe und Identität in einer Welt voller Kannibalen.
Obwohl die Prämisse schockierend klingen mag, behandelt Guadagnino das Thema mit Feingefühl und Zurückhaltung und konzentriert sich auf die emotionale Entwicklung der Charaktere anstatt auf sinnlose Gewaltdarstellung.
Der Film kombiniert schwarzen Humor, makabre Bilder und zärtliche Momente zu einem einzigartigen Kinoerlebnis.
Bones and All ist gleichermaßen verstörend wie zutiefst menschlich und erzählt die Geschichte von Außenseitern, die Anschluss und Sinn finden.
Bones and All Filmkritik
Im Kern ist Bones and All eine Liebesgeschichte im Gewand eines Horrorfilms.
Die Handlung folgt Maren (Taylor Russell), einer jungen Frau, die ihre kannibalischen Neigungen entdeckt, und Lee (Timothée Chalamet), einem umherziehenden Kannibalen, der ihr Begleiter wird.
Der Film balanciert gekonnt schockierende Gewaltszenen mit zarter Romantik und nutzt Kannibalismus als Metapher für Andersartigkeit, Begierde und gesellschaftliche Entfremdung.
Guadagninos Regie legt Wert auf Charaktertiefe, visuelle Schönheit und emotionalen Realismus, während die Schauspieler nuancierte Leistungen abliefern.
Schwarzer Humor durchzieht die Geschichte, und der sorgsam dosierte Gore sorgt dafür, dass der Film fesselnd bleibt, ohne reißerisch zu wirken. So entsteht eine einzigartige Mischung aus Horror, Romantik und philosophischer Reflexion.
Luca Guadagninos Vision
Guadagnino beschreibt seinen Umgang mit den Kannibalismus-Elementen in „Bones and All“ als ruhig und sachlich. „Ich gehe sehr schnell und gelassen mit dem Kannibalismus um“, sagt er und betont, dass es in der Geschichte mehr um Liebe, Identität und den Kampf von Außenseitern geht als um explizite Gewaltdarstellungen.
Laut Guadagnino erzählt der Film „keine Geschichte, die man bewerten sollte; man sollte ihr einfach zuhören.“
Er fühlte sich sofort mit dem Drehbuch von David Kajganich verbunden, das junge, ziellose Charaktere in den Mittelpunkt stellt, die von Natur aus anders – und damit dem Untergang geweiht – sind.
Guadagnino vergleicht die Prämisse mit klassischen filmischen Themen des Andersseins, wie etwa Michael Corleone in „Der Pate“ oder Supermans Kampf, sich menschlich zu fühlen.
Im Kern ist „Bones and All“ eine Geschichte über den Umgang mit Andersartigkeit und die Suche nach Sinn in einer Welt, die einen nicht versteht.
Eine Liebesgeschichte im Horror
Trotz seiner Prämisse ist „Bones and All“ kein typischer Horrorfilm.
Guadagnino inszeniert ihn als romantische Erzählung, in der Liebe, Angst und Gewalt nebeneinander existieren. Kannibalismus kommt zwar vor, steht aber nicht im Mittelpunkt.
Tatsächlich wurden viele der grausamsten Szenen bewusst gekürzt, um Sensationsgier zu vermeiden.
Guadagnino legte Wert auf Authentizität statt auf Schockeffekte und wollte Schönheit und emotionale Tiefe schaffen, ohne auf übermäßige Gewaltdarstellung zurückzugreifen.
Der Regisseur nennt Klassiker wie Hitchcock, De Palma und Chabrol als Inspiration für die Erzeugung von Spannung und Stil ohne narzisstische Effekte.
Sein Ziel war es, den Schrecken und die Menschlichkeit der Figuren gleichzeitig darzustellen und das Publikum mit ihren Widersprüchen und Verletzlichkeiten in Berührung zu bringen.
Handlungsübersicht
„Bones and All“ erzählt die Geschichte von Maren (Taylor Russell), einer jungen Frau, deren kannibalistische Neigungen von ihrem überfürsorglichen Vater (André Holland) kontrolliert werden.
Die Geschichte beginnt mit einem schockierenden Vorfall: Bei einer Übernachtung bei einer Mitschülerin beißt Maren in den Finger – der Beginn ihres Weges in die Unabhängigkeit.
An ihrem achtzehnten Geburtstag hinterlässt ihr Vater ihr die Geburtsurkunde und eine Kassette mit einer Zusammenfassung ihres Lebens und zwingt sie damit, sich allein in der Welt zurechtzufinden.
Auf der Suche nach ihrer entfremdeten Mutter begegnet Maren anderen wie ihr und entdeckt eine Gemeinschaft von Kannibalen.
Unter ihnen ist Lee (Timothée Chalamet), ein umherziehender Kannibale, der nach und nach ihr Vertrauen gewinnt.
Der Film entwickelt sich zu einem Roadmovie über Außenseiter, die Zugehörigkeit und Identität finden, wobei Kannibalismus sowohl als Metapher als auch als Erzählmittel dient.
Themen und Stil
Guadagnino verbindet die leichte, sommerliche Romantik von „Call Me By Your Name“ mit dem beunruhigenden, allegorischen Horror, der an „Suspiria“ erinnert.
Der Film ist durchdrungen von schwarzem Humor und makabren Momenten, wie Begegnungen mit anderen Kannibalen oder der verstörenden Jahrmarktszene, in der moralische Entscheidungen mit dem Überlebenskampf verschmelzen.
Die Erzählung ist vieldeutig und regt zum Nachdenken an. Kannibalismus dient hier als Metapher für Sucht, gesellschaftlichen Druck und das menschliche Bedürfnis nach Zugehörigkeit.
Zwar gibt es blutige Szenen, diese werden jedoch zurückhaltend dargestellt und oft von zärtlichen, romantischen Untertönen untermalt.
Schauspielerische Leistungen
Taylor Russell und Timothée Chalamet liefern überzeugende Darbietungen, wobei sich ihre romantische Chemie erst allmählich entwickelt.
Russell glänzt in ihrer Rolle als Maren und balanciert Unschuld gekonnt mit den düsteren Elementen des Films.
Chalamet, der seinen unverkennbaren Dandy-Stil verkörpert, verleiht Lee Charisma und Verletzlichkeit und untermauert damit seinen Status als einer der prägendsten Schauspieler seiner Generation.
Auch die Nebenrollen, darunter die des rätselhaften Sully mit Mark Rylance, tragen zur Tiefe und Nuance bei und lassen die Welt von „Bones and All“ trotz ihrer makabren Prämisse authentisch wirken.
Welchem Genre gehört „Bones and All“ an?
Es ist eine Mischung aus Romantik, Horror und Coming-of-Age-Drama, wobei Kannibalismus ein thematisches Element darstellt.
Wer sind die Hauptdarsteller?
Taylor Russell spielt Maren, und Timothée Chalamet verkörpert Lee.
„Bones and All“ ist ein visuell beeindruckender und emotional komplexer Film, der konventionelle Erzählweisen hinterfragt.
Dank starker schauspielerischer Leistungen und Guadagninos meisterhafter Regie bietet der Film eine fesselnde Mischung aus Romantik, Horror und schwarzem Humor und hinterlässt einen bleibenden Eindruck beim Publikum.


