The Accountant 2 (2025) Filmkritik
„The Accountant 2“ (2025) kehrt mit einem deutlich veränderten Rhythmus und Ton in die Welt von Christian Wolff zurück.
Während der erste Film stark auf Spannung und Mysterien setzte, verfolgt die Fortsetzung einen stärker charakterorientierten Ansatz und verbindet Action, Humor und emotionale Tiefe.
Ben Affleck schlüpft erneut in die Rolle des brillanten, aber sozial unbeholfenen Buchhalters und teilt sich diesmal deutlich mehr Leinwandzeit mit Jon Bernthals temperamentvollem Bruder Braxton.
Unter der Regie von Gavin O’Connor erweitert der Film sein Universum und wirkt gleichzeitig sanfter. So entsteht eine überraschend entspannte und dennoch fesselnde Fortsetzung, die Chemie und Charakterentwicklung über pausenloses Spektakel stellt.
Ein leichterer, unerwarteter Auftakt
„The Accountant 2“ schlägt mit einer Eröffnungsszene, die skurrilen Humor und charaktergetriebene Komik vereint, sofort einen anderen Ton an als sein Vorgänger.
Die Szene spielt bei einem Speed-Dating-Event in Boise, Idaho, und dreht sich um Christian Wolff, den brillanten, aber sozial etwas steifen Buchhalter, der erneut von Ben Affleck verkörpert wird.
Dank seiner hyperlogischen Manipulation des Algorithmus des Events wird er unerwartet zum Mittelpunkt der Aufmerksamkeit – bis seine Leidenschaft für Anekdoten aus dem Steuerrecht alle vergrault.
Diese Szene verkörpert perfekt, was die Fortsetzung sein will: weniger düster, verspielter und viel stärker auf die Interaktionen der Charaktere fokussiert als auf unerbittliche Spannung.
Vom Überraschungshit zur lang erwarteten Fortsetzung
Der erste „The Accountant“ (2016) entwickelte sich still und leise zu einem großen Erfolg und spielte mit einem bescheidenen Budget weltweit rund 155 Millionen Dollar ein.
Noch beeindruckender ist, dass er später die Streaming-Charts dominierte und dabei deutlich größere Filmreihen übertraf. Trotz dieses Erfolgs dauerte es Jahre, bis die Fortsetzung realisiert wurde.
Nachdem Amazon MGM die Rechte erworben hatte, waren die Erwartungen hoch. Glücklicherweise versucht „The Accountant 2“ nicht einfach, die Erfolgsformel zu wiederholen.
Regisseur Gavin O’Connor wählt stattdessen einen entspannteren, charakterorientierten Ansatz und erfüllt damit seine lang gehegte Vision, die Reihe schrittweise zu einer Buddy-Trilogie auszubauen.
Das zentrale Geheimnis und die wiederkehrenden Gesichter
Die Geschichte beginnt mit dem Mord an Ray King, dem ehemaligen Leiter von FinCEN, gespielt von J.K. Simmons.
Vor seinem Tod hinterlässt King eine kryptische Nachricht an seine ehemalige Kollegin Marybeth Medina: „Finde den Buchhalter.“
Christian Wolff taucht bald wieder aus dem Versteck auf und kehrt widerwillig in die Welt der verdeckten Ermittlungen zurück.
Als die Spuren auf einen groß angelegten Menschenhandelsring hindeuten, wird klar, dass Christian die Situation nicht allein bewältigen kann.
Dies führt zur Rückkehr seines entfremdeten Bruders Braxton, eines professionellen Auftragskillers, der von Jon Bernthal mit roher Intensität und Charme verkörpert wird.
Ben Affleck und Jon Bernthal: Das Herzstück des Films
Obwohl die Handlung Verschwinden, kriminelle Netzwerke und internationale Bedrohungen umfasst, liegt der emotionale Kern von „The Accountant 2“ in der Dynamik zwischen den beiden Hauptdarstellern.
Affleck und Bernthal haben eine unbestreitbare Chemie und verwandeln das, was eine gewöhnliche Action-Fortsetzung hätte sein können, in etwas weitaus Fesselnderes.
Ihre Interaktionen reichen von schwarzhumorigen Streitereien bis hin zu überraschend zärtlichen Momenten, die das gemeinsame Trauma ihrer brutalen Kindheit offenbaren.
Szenen, in denen die Brüder einfach miteinander reden – auf dem Dach eines Wohnmobils sitzend, Bier trinkend oder in sozialen Situationen – gehören zu den stärksten und einprägsamsten des Films.
Action tritt in den Hintergrund – und das ist gut so
Anders als im ersten Film beschränkt sich die groß angelegte Action größtenteils auf das Finale.
Obwohl die finale Schießerei kompetent inszeniert ist, wirkt sie bewusst zurückhaltend. Stattdessen legt der Film Wert auf Atmosphäre, Charakterentwicklung und Humor.
Dieser Ansatz mag Zuschauer enttäuschen, die ständige Schießereien erwarten, trägt aber zur Identität des Films bei.
Die Gewalt, die vorkommt, wirkt zielgerichtet und nicht übertrieben, wodurch die Charaktere Raum zum Atmen erhalten.
Ein tieferer Blick auf „Normalität“
Jenseits von Action und Humor wirft „The Accountant 2“ subtil zum Nachdenken anregende Fragen zu Normalität, Moral und Anpassung auf.
Christians Vertrauen in eine Gruppe neurodiverser Hacker stellt gängige Vorstellungen von Kompetenz und Ethik infrage, insbesondere wenn Datenschutz im Namen der Effizienz leichtfertig ignoriert wird.
Der Film beleuchtet auch die Kindheit der Brüder, geprägt von einem strengen und militaristischen Vater, der glaubte, Grausamkeit sei der einzige Weg, Christian auf die Welt vorzubereiten.
Diese Themen verleihen dem Film unter seiner entspannten Oberfläche emotionale Tiefe und Komplexität.
Humor, lockere Atmosphäre und unerwarteter Charme
Eine der größten Überraschungen der Fortsetzung ist, wie angenehm sich das gemächliche Tempo anfühlt.
Linedance in einer Bar, unbeholfenes Flirten, lockere Gespräche und sogar komische Nebenhandlungen mit Nebenfiguren verleihen dem Film eine entspannte „Treffpunkt“-Atmosphäre, die man in Actionthrillern selten findet.
Anstatt überladen zu wirken, bereichern diese Momente die Charaktere und lassen die Welt lebendig erscheinen. Das Ergebnis ist ein Film, der selbstbewusst genug ist, gelungene Szenen länger wirken zu lassen.
Ist „The Accountant 2“ eine direkte Fortsetzung des ersten Films?
Ja, die Fortsetzung setzt Jahre nach den Ereignissen des Originals an und erzählt Christian Wolffs Geschichte weiter, während sie gleichzeitig seine Beziehung zu seinem Bruder und ehemaligen Verbündeten vertieft.
Bietet der Film genauso viel Action wie der erste Teil?
Obwohl Action weiterhin präsent ist, tritt sie in den Hintergrund. Der Fokus verlagert sich auf die Interaktionen der Charaktere, Humor und emotionale Entwicklung, wobei die großen Actionszenen hauptsächlich dem Finale vorbehalten sind.
„The Accountant 2“ (2025) überzeugt durch die Betonung der Charakterchemie anstatt durch reines Spektakel.
Ben Affleck und Jon Bernthal verleihen der ansonsten düsteren Geschichte Wärme und Humor und schaffen so eine entspannte, aber dennoch fesselnde Fortsetzung, die vielversprechende Aussichten für eine weitere Reihe bietet.





